Donnerstag, 3. Januar 2013

Pearl vs. V-Navi - Gratis Offline Navigation für iPhone / iOS!

Das Jahr 2013 ist gerademal ein paar Tage alt, da möchten wir uns einer der Königsdisziplinen der iOS Apps widmen - nämlich der Navigation. Während Apple Maps und Google Maps als Gratisapps mittlerweile über eine Turn-by-Turn Navigation verfügen und die Platzhirsche Navigon und TomTom ihre eigene qualitative Klasse, auch was die Preisgestaltung angeht, in Sachen Offline Navigation begründen, gilt es in dieser Gegenüberstellung hier um die Kombination aus beidem. Es gibt schier unzählige Navi-Apps, aber wenn es darum geht Gratis UND Offline nutzbar zu sein wird das Feld schnell übersichtlich. Im Grunde bleiben nur 3 Kandidaten übrig: Navfree, Pearl Navigator und V-Navi. Dummerweise ist aufgrund eines Bugs seit dem Update vom 21.12. 2012 Navfree zum Zeitpunkt dieses Artikels auf einem iPhone 4 nicht problemlos zu benutzen, weswegen es in dieser Gegenüberstellung fehlt. Skobbler/GPS Navigation 2 fehlt in diesem Vergleich, da es nunmal nicht Gratis ist, auch wenn es nur einen einstelligen Eurobetrag kostet und Erfahrungen zufolge zudem auch nicht immer lückenlos 100% Offline funktioniert.

Es bleiben also genau zwei Kandidaten: Pearl FreeNavigaton und V-Navi.
Bei der Pearl  Lösung handelt es sich um eine mit Werbung versehene und gebrandete Variante von iGO Primo, welches seit Jahren neben Garmin, TomTom und Navigon auch auf dem Markt der Stand Alone Navis vertreten ist. Die Werbung beschränkt sich auf das während der Navigation sichtbare Pearl Logo, sowie auf das Einblenden einer Werbeanzeige des Elektronik Händlers während der Routenberechnung. Darüberhinaus ist mir keine störende Werbung aufgefallen. Die V-Navi Lösung ist kostenlos nutzbar, sofern und solange man die Telefonbuch App, oder die Gelbe Seiten App auf seinem Device installiert hat.

Startmenü, Links V-Navi, Rechts Pearl

Beide Apps kommen mit einer Standard Installation von nur ein paar MB, die Karten werden beim ersten Start der App nachgeladen und offenbaren bereits hier schon erste Unterschiede:

Karten
Pearl: beeinhaltet in der Gratis Version lediglich Deutschland Kartenmaterial. Die App belegt in ihrer kompletten Erstinstallation somit lediglich 292 MB auf dem Gerät. Als Kartenlieferant wird auf Navteq gesetzt und das Material ist seit einem Update im Herbst auch recht aktuell und datiert auf einen Zeitraum der ersten Jahreshälfte 2012. Umfangreichere Karten lassen sich per InApp Kauf nachrüsten. West-Europa gibts komplett für 19,99, darüberhinaus gibts diverse Einzelländer (5,49) und Kombinationen von 3 Ländern für 10,99. Außerdem per in-App Kauf lassen sich 3D-Landmarks Nachrüsten, sowie eine Tagesaktuelle Datenbank für stationäre und mobile Blitzer in Europa. Werbefrei schalten kann man die App ebenfalls, für 4,49. Eine Datenbank für stationäre Blitzer in Deutschland lässt sich kostenlos nachladen. Grundsätzlich ist die kostenlose Nutzung schon die Sinnvollste, denn beim zukaufen der Werbefreiheit und meinetwegen noch D-A-CH Karten ist man schnell beim Preis anderer Navi-Apps, (z.B. der zugrunde liegenden iGO primo für 19,99)

V-Navi: setzt ebenfalls auf Material von Navteq, installiert in der kostenlosen Variante allerdings bereits Kartenmaterial für D-A-CH und schlägt somit mit 757 MB Speicherplatz zu Buche. Per In-App Kauf kann man noch komplett West-Europa erwerben, was mit 44 Euro aber ebenfalls schon in die Kategorie anderer Mittelklasse Navis schlägt. Die ebenfalls per InApp Kauf verfügbare D-A-CH Navigation benötigt man NUR wenn man keine Telefonbuch oder Gelbe Seiten App auf dem Device hat. Wie bei der Pearl Lösung sehe ich hier den Vorteil  ebenfalls in der rein kostenlosen Nutzung. Wer Geld ausgeben möchte, sollte sich auf jedenfall vorab ausführlicher mit den dann zur Verfügung stehenden anderen Varianten beschäftigen.

Routenübersicht

Funktionsumfang
Pearl: Obwohl in der Gratisversion nur mit Deutschlandkarte ausgestattet profitiert die Pearl App hier deutlich von ihrer starken Basis des iGO Primo. Es lassen sich z.B.unterschiedliche Fahrzeugprofile erstellen, mit unterschiedlichen Angaben von z.B. Benzinverbrauch, Kraftstoffpreis und Höchstgeschwindigkeit, welche bei der Routenberechnung berücksichtigt und in einem Infobereich berechnet zur Verfügung stehen. Die Karteneinstellungen sind ebenfalls umfangreicher. Es lassen sich zwischen mehreren Tag/Nacht Stilen wählen und auch der Kartenmodus lässt umfangreiche Neigungen und Betrachtungswinkel zu. Routen lassen sich aufzeichnen und abspeichern, es stehen mehrere Stimmen und Sprachen für die Sprachausgabe zur Verfügung, die sichtbaren Datenfelder (Distanz, ETA, Verbleibende zeit, Tempo, Tempolimit) sowie das Schnellzugriffsmenü (Platz für 8 Optionen) lassen sich weitestgehend flexibel belegen. Es lassen sich diverse optische und akkustische Warnungen konfigurieren, Verkehrsschilder, Kreuzungsübersichten, Tunnelansicht und Autobahndienste optional ein oder ausblenden und bei der Routenprogrammierung lässt sich optional eine grüne/ökonomische Route immer mit Angabe von Benzin und CO2 Ersparnis mitberechnen, anzeigen und auswählen. Während der Navigation lassen sich bestimmte Streckenabschnitte sperren bzw vermeiden, sowie eine ausführliche Reiseroute anzeigen lassen, die bei einem Tap auf einen Streckenabschnitt diesen auf der Karte einblendet. Alles in allem fühlt man sich hier angesichts einer kostenlosen Variante mit extrem vielen Funktionen bestückt.

Routenoptionen

V-Navi: erscheint in der Funktionsvielfalt um einiges spartanischer. Sichtbar sind nur 2 Menüs, wobei sich bei einem die Adresssuche befindet, welche neben Favoriten, Zuhause, Firma, letzte Ziele, der direkteingabe auch Zugriff aufs Adressbuch ermöglicht. Außerdem eine rudimentäre Option zur Ansicht, einer übersichtlichen Liste an Navigations/Profileinstellungen, sowie einer optionalen Auswahl zur Anzeige etlicher POIs, wie bahnhöfe, Theater, Schulen, Touristischen Zielen, Tankstellen, Parkplätzen etc … Das wars dann aber auch schon. Ansichten und Einstellungen sind damit aufs nötigste begrenzt. Die Routenübersicht bietet nur eine grobe Streckenkarte. Eine Streckenabschnittsübersicht findet sich nicht. Zumindest lassen sich in 500 Meter Schritten bevorstehende Strecken als gesperrt definieren, was die Berechnung einer Alternativroute zur Folge hat. Mit der Funktions und Konfigurationsvielfalt der Pearl Lösung kann V-Navi kaum mithalten, allerdings ist die POI Auswahl deutlich umfangreicher und die Schlichtheit des Interfaces hat warscheinlich auch wegen der fehlenden Möglichkeiten durchaus ihren Charme.

Interface
Ich kann mich nicht entscheiden welches mir besser gefällt. Das Pearl erinnert an eine Navigon Hommage, während das V-Navi eher TomTom-like daherkommt. Übersichtlich und bedienungsfreundlich empfinde ich beide. In beiden habe ich Funktionen schnell und zielsicher gefunden. In den Menüs spricht mich die grafische Umsetzung der Pearl App mehr an, während mich im Navigationsmodus die schlichte Übersicht nebst Schrift und Lesbarkeit beim V-Navi mehr begeistert.

Navigationsansicht

Praxis
Hier offenbaren sich schon bei 1-2 kurzen Teststrecken einige bisweilen große Unterschiede.  Beim V-Navi stört mich das Nicht-Vorhandensein der im Vorfeld nachlesbaren einzelnen Streckenabschnitte. Während der Fahrt brauch man das eigentlich nicht, aber man mag schon bei Fahrtantritt dann und wann mal kontrollieren über welche Autobahnen und Straßen einen das Navi zu schicken gedenkt. Die Möglichkeit bietet zwar das Pearl - ABER hier sind die Streckenabschnitte in der Übersicht bisweilen verwirrend benannt - selbst wenn sie straight die A2 langführen tragen sie Bezeichnungen, man denen man grübelt ob man noch im gleichen Land ist. Aber zumindest kann man sich mit einem Tap auf den Abschnitt und auf dem sich dann öffnenden Kartenabschnitt überzeugen das man auf dem richtigen Weg ist. Hier würde ich dem Pearl einen leichten Vorteil zusprechen. Einen weiteren Vorteil erarbeitet sich das Pearl durch die Handhabung am Zielort. Während V-Navi die Navigation beendet, sobald man den Zielort erreicht - und zwar auch dann wenn man vorbeifährt oder evtl kurz vorher abbiegt, fragt das Pearl höflich nach ob man denn das Ziel erreicht habe. Beantwortet man diese Frage nicht, oder mit Nein, dann navigiert es weiter. Beim V-Navi muss man die Navigation neu starten. Etwas ärgerlich, wenn man bedenkt wie schnell man in fremden Orten mal am Ziel vorbeifährt. Sei es aufgrund der Verkehrslage, oder anderer unvorhergesehener Hindernisse und man ein paar hundert Meter weiter nochmal wenden muß.
Ansicht Streckenabschnitt (Links V-Navi, Rechts Pearl)

Bei der gefühlten Streckenplanung allerdings holt das V-Navi etwas auf. Die gewählten Strecken entsprechen eher der selbst gewählten Route, oder einer die man von anderen Navilösungen wie z.B. Navigon bereits kennt, während ich der Pearl Route vom Bauchgefühl her immer irgendwie misstraue. Leider bewahrheitet sich das Bauchgefühl in einem - für mich - Riesengroßem Manko: Wenn das Ziel rechterhand liegt, dann zeigt das Pearl auch rigoros an, man möge doch bitte rechts abbiegen. Ganz egal ob das eine Anliegerstraße, eine Einbahnstraße oder eine Straße mit sonstigem Durchfahrverbot handelt. Wie schnell ist man dann entweder falsch eingebogen … oder befindet sich auf einem Riesen-Umweg um das Ziel herum weil man in fremden Orten spontan selbst entscheiden muß welchen Alternativweg man nimmt. Das V-Navi hingegen hielt sich in den bisherigen Tests an bestehende Durchfahrtsverbote und lenkte von vornherein eine Querstraße weiter zum Ziel.

Routenprofil Einstellungen (Links V-Navi, Rechts Pearl)

Das Bauchgefühl und die Ignoranz von Durchfahrtsverboten lassen mich im Zweifelsfall dann doch mit einem ruhigeren Gefühl zum V-Navi greifen, auch wenn letztendlich beide Systeme zum Ziel führen. Am Ende sind es nur 1-2 Funktionen/ Optionen die mir bei jedem von beiden fehlen. Als Gratislösung sicher zu verschmerzen, wenn man nicht gerade von einem "Full-Service-Navi" von TomTom oder Garmin/Navigon verwöhnt ist. Angesichts des humanen Speicherbedarfs kann man velleicht beiden mal eine Chance auf seinem Device geben. Grundsätzlich könnte schon ein folgendes Update einem von beiden zu einem Riesen Sprung verhelfen. Die Zeiten wo Gratis-Navis nur unzureichend einsetzbar waren scheinen jedenfalls vorbei, beide kratzen stark an der Leistung von bisweilen deutlich höherpreisigen Alternativen und sind demnach auf jeden Fall einen Blick wert!

V-Navi: V-Navi - Map and Route GmbH & Co. KG
Pearl Navigation: PEARL FreeNavigator - PEARl Agency GmbH

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